Digitale Transformation, Globalisierung und VUCA fordern Unternehmen zum Wandel heraus. Wer jetzt in Silos denkt – verliert. Warum ist das so?
Ohne eine starke Vertrauenskultur im Unternehmen treten eine Reihe von Missständen auf:
- Mangelnde Kooperation zwischen Abteilungen und Teams
- Höherer Krankenstand und mehr Abwesenheitszeiten
- Geheimniskrämerei und »Flurfunk«
- Vertuschung von Fehlern
Fehlt das Vertrauen im Unternehmen, so wachsen die Missbildungen der Kommunikation: Misstrauen, Argwohn, Verschlossenheit, Distanziertheit, Dienst nach Vorschrift, das Zurückhalten von Erkenntnissen, mangelnde Kooperation sowie opportunistisches Verhalten. Der technische Begriff »Schnittstelle« blendet aus, dass hier Menschen miteinander in Beziehung gehen müssen, damit die Zusammenarbeit reibungslos funktioniert.
Silos aufbrechen und Grenzen überwinden
Silodenken ist eines der größten Probleme in vielen Unternehmen. Die digitale Transformation und auch die agile Transformation sowie alle Ansätze hin zu mehr Selbstorganisation erfordern jedoch eine explizit offene Kommunikation.
Wer in agilen und schnelllebigen Zeiten effizient arbeiten will, muss Silos aufbrechen und Grenzen überwinden. Dazu braucht es einen bewussten Willensakt – denn die menschliche Psyche neigt unter dem Stress unsicherer Kontexte genau zum Gegenteil, zur Abschottung und Heimlichtuerei (vgl. Artikel zum »Neuroleadership«). Austausch und Transparenz sind jedoch innerhalb eines Unternehmens das Alpha und Omega – gerade in Zeiten zunehmenden Wettbewerbsdrucks.
Silodenken führt zu Missverständnissen und Missgunst durch »Hörensagen«. Mangelnder Austausch führt zu brach liegenden Potenzialen, zur »Neuerfindung des Rades« und nicht selten auch zu Neid über Erfolge der anderen Abteilungen, da man sich nicht als »ein Team« fühlt und an den Erfolgen der anderen nicht partizipiert.
Dies zieht eine Reihe weiterer negativer Konsequenzen nach sich: Das Unternehmen lernt nicht aus Fehlern, ist weniger innovativ, verschwendet Ressourcen bei der notwendigen Streitschlichtung, ist weniger attraktiv als Arbeitgeber, hat Mitarbeitende, die nur »Dienst nach Vorschrift« machen u.v.m.
Was kann man dagegen tun?
Eine starke Vertrauenskultur wirkt Silodenken entgegen.
Wie kann ich das Vertrauen im Unternehmen stärken?
Führungskräfte sind der Dreh- und Angelpunkt jeder Veränderung – und der Führung kommt in Zukunft eine wichtige Aufgabe als Beziehungsmanager zu, wie wir in unserer Serie »Leadership of the Future« ausführlich dargestellt haben. Im kommenden Blog-Artikel zeigen wir, wie Sie als Führungskraft durch die Pflege Ihres Netzwerks Vertrauen aufbauen können.
Feedback fördert den transparenten Austausch
Feedback ist ein Aspekt, den Führungskräfte vorantreiben können, um das Vertrauen im Unternehmen zu stärken. Feedback ist Teil einer lebendigen Resonanzkultur im Unternehmen. Gutes Feedback ist dabei immer klar und wertschätzend.
Gehen Sie als Führungskraft in Kontakt und holen Sie sich Feedback ein. Das kann durch niederschwellige »Feedback-Flashes« geschehen, bei denen Sie als Führungskraft regelmäßig zu offenen Runden einladen, in denen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu jedem Thema Rückmeldungen geben können, das diese gerade bewegt. Nach einiger Zeit werden Sie feststellen, wie sich eine offenere Gesprächskultur entwickelt.
Kongruentes Handeln ist das Fundament für Vertrauen
Kongruentes Handeln – also Handeln, bei dem formulierte Absichten und die ausgeführten Taten in Einklang miteinander sind – ist eines der Fundamente für den Aufbau von Vertrauen zu einer Person oder auch im Unternehmen. Wer sich in den Augen von anderen kongruent verhält, wird als verlässlich und vertrauenswürdig eingestuft.
Als Menschen streben wir danach, uns kongruent zu verhalten und auch nach außen hin so zu wirken. Wir wollen sowohl uns selbst gegenüber treu bleiben, als auch anderen gegenüber als vertrauenswürdig erscheinen. Verhalten sich Menschen inkongruent, so bewerten wir dies als negativ, wir werden skeptisch und ggf. sogar misstrauisch gegenüber dieser Person.
Ein weiterer wichtiger Baustein neben dem kongruenten Handeln ist Verlässlichkeit, also das Einhalten von Zusagen. Der lateinische Ausspruch „pacta sunt servanda“ erinnert daran, dass dies nicht nur für formale Verträge zutreffen soll, sondern eben auch auf die formlosen Absprachen. Kongruentes und verlässliches Handeln stärkt die Vorhersagbarkeit der Handlungen einer Person.
Gemeinsame Rituale stärken die Verbundenheit
Nutzen Sie als Führungskraft die existierenden Veranstaltungen dazu, auch die sozialen und emotionalen Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu berücksichtigen. Beispiel: Bei der nächsten Fach- oder Führungskräfte-Konferenz behandeln Sie nicht nur Fachthemen, sondern geben Sie bewusst auch Themen von Führung und Kooperation einen Raum. Oder nutzen Sie das Sommerfest für bewussten sozialen Austausch – damit es nicht nur »nett« ist, sondern als Teil der Unternehmenskultur verstanden wird. Sie werden feststellen, dass informelle Veranstaltungen und gemeinsame Rituale einen relevanten Unterschied machen für die Zusammenarbeit. Denn Verbindung schafft Verbindlichkeit.
Brücken bauen ist angesagt
Mit Führungskräften, die Beziehungen stärken. Mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sich offen austauschen und vernetzen. Mit Menschen, die sich gemeinsam für den »Purpose« (Unternehmenszweck) der Organisation engagieren. Sich hinter Standpunkten zu verschanzen, gilt nicht mehr. Also raus aus dem Silo – explore & transform!
Zum Weiterlesen:
- Wer einen Auffrischer zum Thema Feedback erhalten möchte, kann sich zu unserem kostenlosen Programm »Feedback-Hero« anmelden und erhält über sieben Wochen sieben Impulse, wie man jedes Feedback (!) gleichermaßen klar und wertschätzend vermitteln kann.
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